Dass der Strombedarf trotz Energiewende groß ist, weiß jedes Kind. Für die Stromnetze stellt die enorme Nachfrage in Hochzeiten eine erhebliche Belastung dar. Die Wahrscheinlichkeit eines „Blackouts“ in einem überlasteten Netz mag nicht allzu hoch erscheinen. Dennoch besteht die Gefahr, dass – etwa witterungsbedingt – die flächendeckende Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Zu diesem Zweck greifen die großen Versorger unter anderem auf so genannte Pumpspeicherwerke zurück. Diese nahezu unüberschaubar großen Anlagen befinden sich weitgehend in Bergregionen.
Speicher für Überkapazitäten und Notfallversorgung zugleich
Sie dienen nicht zuletzt als Speicher für die enormen Strommengen, die als Stromüberschuss (unter anderem aus Sonnen- und Windkraft) irgendwo aufbewahrt werden müssen. Das Prinzip der Pumpspeicherwerke ist einfach: Bei Stromüberschuss wird Wasser durch Rohre in eine höher gelegene Region gepumpt, beispielsweise in einen Stausee. Bei Strombedarf strömt das Wasser zurück und treibt dabei Turbinen an. So sind die Pumpspeicherwerke im Grunde so etwas wie überdimensional große Batterien. Ihre Leistungsfähigkeit kann sich durchaus mit der eines waschechten AKW messen. Die großen Projekte in Deutschland, an denen sich neben den Energiekonzernen auch viele deutsche Stadtwerke über ein Konsortium beteiligen, sind keineswegs unumstritten. Die Befürworter wie der Großkonzern Vattenfall loben die Systeme vor allem wegen der kurzen Reaktionszeiten. Eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage lasse sich mit den Pumpspeicherwerken sehr rasch ausgleichen. Gerade im Hinblick auf einen drohenden Totalausfall im Stromnetz können die Systeme neueren Datums jedoch in deutlich weniger als zwei Minuten volle Leistung bringen. Man gibt jedoch zugleich zu, dass die Anlagen nicht die Lösung für alle Probleme sein können.
Energieriesen beklagen zu hohe Kosten durch geringen Strompreis
Problematisch sind die Turbinen-betriebenen Anlagen aber vor allem für Umweltschützer und Anwohner in den jeweiligen Regionen. So stellen die Pumpspeicherwerke durchaus optischen Eingriff in die Umgebung dar. Zugleich sind die sinkenden Strompreise an der Strombörse auch ein Dilemma für die Betreiber selbst. Aufgrund der hohen Betriebskosten denkt Deutschlands größter Betreiber Vattenfall (insgesamt acht Pumpspeicherwerke) bereits über Stilllegungen nach. Doch solange es noch keine effizienteren Versorgungswege gibt, vertrauen die Energieversorger wohl weiterhin auf die Systeme.
Größtes Werk steht in Thüringen
Die Nummer 1 unter den derzeit gut 30 Pumpspeicherwerken in Deutschland befindet sich im Thüringer Wald – seit dem Jahr 2002 steht dort ein Werk mit einer Leistung von 1.060 Megawatt in Goldisthal. Alle deutschen Werke zusammen bringen es auf eine Leistung von fast 7.000 Megawatt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft informierte kürzlich, dass aktuell ein Dutzend neue Pumpspeicherwerke geplant werde beziehungsweise vor der Genehmigung stehe. Bürgerinitiativen werden wie in der Vergangenheit nichts unversucht lassen, um den Bau neuer Anlagen zu verhindern.
Auf Seiten der Energiebranche rechnet man derzeit nicht mit neuen Investitionsentscheidungen, die den Betrieb der Speicheranlagen wirtschaftlicher machen könnten. Stattdessen wartet man weiterhin auf die erneute Energiemarktreform, die schon vor einiger Zeit von der Politik angekündigt wurde. Sobald es positive Signale gebe, heißt es in der Branche, sei man aber kurzfristig bereit zu handeln.
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