Es ist kein Geheimnis mehr, dass weltweite neue Wege der Energiegewinnung gefragt sind, um den steigenden Bedarf zu decken. Das hat man nicht nur in Europa verstanden. Der Trend blieb auch in China nicht unentdeckt. Die dortigen Konzerne stellen heute gerade für deutsche Hersteller eine ernste existentielle Bedrohung dar. Europaweit werden Solaranlagen mit Förderprogrammen finanziell unterstützt. Aufgrund der fehlenden jährlichen Sonnenstunden generieren die Systeme vielerorts aber längst nicht so viel Energie, wie es technisch eigentlich möglich wäre. An anderer Stelle könnten die Ergebnisse weitaus besser ausfallen.
Die Wüste als ideale Quelle zur Stromgewinnung?
Zum Beispiel in der Wüste. Noch sind die Bemühungen der Stromgewinnung in Wüstenregionen zurückhaltend. Der Grund sind hohe Installations-Kosten. Das könnte sich aber bald ändern, wenn auch mit zeitlichem Vorlauf. Das sogenannte Desertec-Projekt plant für die Zeit bis zum Jahr 2050, um sauberen Strom in großer Menge zu erzeugen. Der Hintergrund: In der Wüste soll der Strom gewonnen werden, der auch am anderen Ende der Welt – etwa in Europa – verbraucht wird. Die Vision ist nachvollziehbar. Während die Erzeugung hierzulande oft zeitintensiv ist, reichen in Wüstenregionen vielfach schon ein paar Stunden aus, um mit Solaranlagen Strommengen für die gesamte Weltpopulation zu gewinnen.
Erste wichtige Schritte ab 2015 denkbar
Vorausgesetzt, die verwendeten Solarkraftwerke bieten Kapazitäten erforderlicher Größenordnung. Zukünftig sollen endlich ungenutzte Ressourcen abgerufen werden, so das Projekt-Ziel. Dabei sollen die freien Wüstenflächen zudem Windparks Platz bieten, um zweigleisig Strom zu erzeugen. Für das Jahr 2050 prophezeit Dr. Gerhard Knies, einer der Mitbegründer des Desertec-Projekts, eine Strommenge, die dem vollständigen Verbrauch Nordafrikas plus 15 Prozent des europäischen Bedarfs entspricht. Noch ist das Vorhaben in der Planungsphase. Doch schon 2015 könnte erstmals ein Stromfluss über das angedachte Referenzprojekt verbucht werden. In der Sahara soll ab 2020 per Hochspannungsnetz Strom nach Europa (man spricht von maximal 20 Gigawatt) übermittelt werden. Schon dies entspräche etwa den besagten 15 Prozent des Stromverbrauchs auf dem europäischen Kontinent.
Ökologie-Experten loben die Ansätze des Projekts
Bis es mit dem Strom aus der Wüste losgeht, stehen noch Machbarkeitsstudien und finanzielle Überlegungen aus. Utopisch teuer stufen die Verantwortlichen beim Projekt das zukunftsträchtige Unterfangen nicht ein. Die kalkulierten 400 Milliarden Euro sind zwar eine stattliche Summe, wären bis zum Jahr 2050 aber sinnvoll investiert mit Blick auf die gute Sonneneinstrahlung und die möglichen erzeugten Strommengen. Auch die großen Energieriesen sollen sich über einen weltweiten Verbund beteiligen, um den Anteil Erneuerbarer Energien voranzutreiben. Bei der Hamburger Stiftung „Desertec“, die für das Projekt gleichen Namens federführend ist, heißt es, schon eine Fläche von 500 Quadratkilometern könnte in der Wüste genügen, um den Welt-Strombedarf zu erzeugen.
Auch bei Greenpeace sieht man die Chancen, die solche Wüstenprojekte in Zeiten der großen Energiewende bieten können. Als Desertec-Förderer sieht man in der Beteiligung der großen Energieversorger keinen Widerspruch, wenn am Ende alle an einem Strang ziehen.
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