Strömungskraftwerke könnten in Zukunft einen wesentlichen Teil des Gesamtenergiebedarfs decken. Doch den wenigsten ist bewusst, wie die oft fälschlicherweise als Gezeitenkraftwerke bezeichneten Anlagen funktionieren. Ein erstes Pilotprojekt wurde 2004 in Betrieb genommen. Es hört auf den Namen SeaFlow und wurde vor der Grafschaft Devon im Bristol Channel nahe der Küsten installiert.
Funktionsweise ähnelt dem eines Windrads
Die Funktionsweise der Strömungskraftwerke ähnelt dabei der eines Windrads, das auf den Kopf gestellt wurde. Dafür ist der Rotor an einem Betonpfeiler, dem so genannten Monopile, befestigt. 15 Umdrehungen pro Minute bringt der Rotor zustande und das ist auch völlig ausreichend, denn Wasser weist eine wesentlich höhere Dichte, als Wind auf.
Diese Rotorblätter wiederum sind dafür verantwortlich, einen Generator anzutreiben. Der so erzeugte Strom wird über spezielle Seekabel ins öffentliche Stromnetz transportiert. Man hat für SeaFlow einen küstennahen Standort gewählt, weil nahe der Küste eine sehr präzise Vorberechnung der Gezeitenströmung möglich ist. So kann man genau sagen, zu welchem Zeitpunkt wie viel Strom erzeugt werden kann oder auch nicht. Großer Vorteil der Strömungskraftwerke im Gegensatz zu Windrädern besteht darin, dass die Gezeiten bzw. die Strömung immer vorhanden ist. Wind dagegen ist nur partiell vorhanden.
Pilotprojekt macht Mut zur Hoffnung
SeaFlow wurde als Pilotprojekt entwickelt, welches erste Erfahrungen mit Strömungskraftwerken mit sich bringen sollte. Künftig sollen Anlagen mit Doppelrotoren konstruiert werden. Diese sollen dann zu so genannten Seefarmen zusammengefasst werden, die sogar mehrere Hundert Megawatt Strom erzeugen sollen.
SeaFlow selbst lässt sich von Land aus steuern. Sollten Störfälle auftreten, was natürlich nicht ausgeschlossen ist, werden diese über die Fernsteuerung behoben. Das gelingt zwar nicht immer, aber doch recht häufig. In seltenen Fällen müssen die Techniker direkt zur Anlage aufs Meer fahren. Vorteilhaft beschreibt man auch geringe Wartungs- und Betriebskosten, die mit Strömungskraftwerken einher gehen könnten. Vor allem an Standorten mit starker Strömung, möglichst nahe entlang der Küsten, könnten so künftig mehrere Strömungskraftwerke entstehen. Mittlerweile geht man davon aus, dass alleine in Europa 106 Standorte für die Kraftwerke in Frage kämen.