Möchten Sie sich heute ein Haus bauen oder bauen lassen, kommen Sie nicht umhin, sich schon in der Planungsphase Gedanken um die künftigen Betriebskosten zu machen. Auch wenn im Jahr 2014 die Rohölpreise kräftig in den Keller rutschten, ist langfristig mit einer weiteren Steigerung der Ölpreise und somit der Energiepreise zu rechnen. Beim Energiebedarf weisen das Passivhaus und das Niedrigenergiehaus erhebliche Unterschiede auf, die wir hier erläutern möchten.
Das Passivhaus ist ein Niedrigenergiehaus – Wie ist es umgekehrt?
Die Ansprüche an die Reduzierung des Energieverbrauchs sind bei einem Passivhaus deutlich höher als die Anforderungen an ein Niedrigenergiehaus. Das zeigt ein Blick auf den maximal zulässigen Primärenergiebedarf:
- Niedrigenergiehaus bis zu 121 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr
- Passivhaus bis zu 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr
Werden der zu Jahresbeginn 2015 marktübliche Strompreis von 25 Cent pro Kilowattstunde und die zulässigen Höchstwerte für ein 100 Quadratmeter großes Eigenheim zugrunde gelegt, ergeben sich folgende Unterschiede bei den Heizkosten:
- Niedrigenergiehaus = Heizkosten pro Jahr 3.025 Euro
- Passivhaus = Heizkosten pro Jahr 375 Euro
Gerechnet auf einen Zeitraum von zehn Jahren würde sich beim Passivhaus eine Einsparung bei den Heizkosten von 26.500 Euro ergeben. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass moderne Niedrigenergiehäuser inzwischen bereits mit einem Primärenergiebedarf von 40 bis 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr auskommen, wodurch die Differenz zwischen einem Niedrigenergiehaus und einem Passivhaus deutlich geringer ausfällt. Das bedeutet in der Konsequenz, dass Sie beim Bau oder Kauf eines Niedrigenergiehauses großes Augenmerk auf die Qualität legen sollten. Der Bauratgeber HausXXL kann Ihnen bei der Auswahl des richtigen Hauses helfen. Denn neben einem großen Angebot an Niedrigenergiehäusern, die ausführlich vorgestellt werden und bietet er des Weiteren nützliche Informationen rund ums Thema Bauen.
Welche Faktoren beeinflussen den Primärenergiebedarf?
Die für das Passivhaus und das Niedrigenergiehaus angegebenen Energiebedarfszahlen sind Zielwerte, die sich durch eine hochwertige Isolierung und durch intelligente Technik theoretisch erreichen lassen. Aktuelle Studien zeigen allerdings, dass der tatsächliche Primärenergiebedarf davon häufig erheblich abweicht, so das Trendportal trendsderzukunft.de. Beim Passivhaus wurde ein Mehrbedarf von rund 400 Prozent des Sollwerts ermittelt, während sich der Mehrbedarf beim Niedrigenergiehaus mit knapp sechs Prozent in einem überschaubaren Rahmen bewegt. Als Hauptursache wurde das Verhalten der Nutzer ausfindig gemacht:
- Raumtemperatur durchschnittlich um 2,1 Grad Celsius über dem kalkulierten Wert
- Intensität der Luftwechselrate der automatischen Belüftung zu groß
- ergänzende und nicht optimale manuelle Belüftung
Ein weiterer Grund für die Differenzen zwischen Theorie und Praxis ist die Tatsache, dass bei der Berechnung des Primärenergiebedarfs die Klimadaten einer durchschnittlichen Heizperiode und ein aus verschiedenen Standorten ermittelter Durchschnittswert zugrunde gelegt werden. Bei einer überdurchschnittlich langen Kälteperiode oder einem sehr ungünstigen Standort liegen die tatsächlichen Verbrauchswerte deshalb immer etwas höher.
Die baulichen Unterschiede zwischen dem Passivhaus und dem Niedrigenergiehaus
Das Passivhaus besitzt keine Heizung im klassischen Sinne, während eine solche in einem Niedrigenergiehaus erlaubt ist. Gemeinsam haben beide Varianten, dass eine optimale thermische Isolierung der Fassaden, Fenster, Keller und Dachbereiche zwingend erforderlich ist. Bei einem Passivhaus sind auch Systeme zur Wärmerückgewinnung ein Muss. In der Regel kommen hier verschiedene Arten von Wärmepumpen zum Einsatz. Der Primärenergiebedarf, also die Menge der von außen zugeführten Energie, lässt sich beim Niedrigenergiehaus und beim Passivhaus durch die Bestückung mit Solaranlagen reduzieren.
Welche Schlussfolgerung ist daraus zu ziehen?
Das Passivhaus stellt eine Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses dar. Für die Einstufung als Niedrigenergiehaus gelten in den deutschen Bundesländern unterschiedliche Regelungen, während an ein Passivhaus bundesweit einheitliche Ansprüche gestellt werden. Ein solches Kriterium ist beispielsweise der Einsatz von Energie für Haushaltsanwendungen, der beim Passivhaus 120 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter nicht überschreiten darf. Da hier auch der im Haushalt benötigte Strom mit berücksichtigt wird, können Sie den Zielwert nur durch eigenes Zutun erreichen, indem Sie sich Haushaltsgeräte mit einer besonders hohen Energieeffizienzklasse kaufen. Das wiederum bedeutet, dass die Bezeichnung Passivhaus nicht nur von der Bauweise eines Gebäudes bestimmt wird.
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