Hallo liebe Forengemeinde,
gestern war ich bei einem Energieberater, der mich jedoch nicht schlauer machen konnte.
Ich möchte auf jeden Fall eine "Lüftungsanlage" haben, weiss jedoch nicht welche.
Zum Einen gibt es da wohl die Möglichkeit der "Einzelraumbelüftung" (z.B. Inventer), zum Anderen eine "normale Lüftungsanlage", die zentral aus dem HWR gesteuert wird. Dies ist anscheinend doppelt so teuer.
Wo liegen denn nun Vor-bzw. nachteile?
Spielet das eine Rolle zum Erreichen eines KfW70-Hauses?
Wer kann mir mit Rat zur Seite stehen?
Mit freundlichen Grüßen
Sonarmeister
Zum Erreichen des KfW70-Standards (also 30% unter EnEV 2009) spielt die Wahl einer Lüftungsanlage eine Mini-Rolle - bei der Berechnung des Lüftungswärmebedarfs: Der Luftwechsel wird bei Abluftanlagen auf 0,55 und z.B. bei Fensterlüftung auf 0,60 gesetzt.
Wichtig ist, dass ein hygienischer Mindestluftwechsel durch Fensterlüftung bei luftdichten Neubauten i.d.R. nicht mehr möglich ist. Einmal morgens und einmal abends das Fenster öffnen ist nur bei undichten Altbauten ausreichend.
Beim den Lüftungsanlagen (Frischluftsystemen) z.B. für Wohnungen gibt es eine große Auswahl, von dezentralen Einzelraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung (wie z.B. Inventer oder Meltem) über zentrale Abluftanlagen ohne Wärmerückgewinnung (z.B. Aereco oder Lunos) bis hin zu zentralen Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung (z.B. Paul, Hoval, Bosch-Junkers oder Helios). Welches System im jeweiligen Fall sinnvoller ist, lässt sich nicht so ohne weiteres sagen (das sollte eigentlich der Energieberater wissen).
Prinzipiell vielleicht so viel: Dezentrale Einzelraumlüfter sind eher sinnvoll für Räume mit Problemen wie Schimmel (z.B. Bad oder Schlafzimmer) und bei der Altbausanierung, wo der Einbau einer zentralen Anlage relativ aufwändig ist.
Beim Neubau ist eine zentrale Anlage sinnvoller. Grundsätzlich empfehle ich eine einfache Abluftanlage, welche die verbrauchte Raumluft aus Bad und WC zentral über Dach absaugt. Die Zuluft strömt (je nach Drehzahl des Ventilators, z.B. feuchtegeregelt) über Ventile in der Außenwand oder im Fenster nach (je nach Systemanbieter). Der Luftwechsel geschieht damit automatisch und angepasst, zwar ohne Wärmerückgewinnung (WRG), aber durch ein simples und kostengünstiges System (so ca. 2.500 - 3.000 € für ein EFH).
Bei der Zu- und Abluftanlage mit WRG wird auch die Zuluft z.B. über Dach angesaugt und nimmt über einen Wärmetauscher die Wärme der Abluft auf. Das ist energetisch sinnvoller, kostet aber bei nun 2 Ventilatoren auch mehr Strom - und insgesamt gibt es eine solche Anlage sicher nicht unter 10.000 €.
In jedem Fall sind beide Anlagen von einem Fachmenschen zu planen, die zentrale Abluftanlage (ohne WRG) genauso wie die Zu- und Abluftanlage (mit WRG).
Die Entscheidung ZA oder dezentrale Anlage ist mehr abhängig von folgenden Faktoren: Baue ich für mich selbst einen Neubau, habe ausreichend Geldmittel und will maximalen Komfort --> ZA. Bau oder saniere ich zum Verkauf oder Vermietung, hänge am Budgetlimit oder möchte ich stufenweise meine Lüftung einbauen --> dezent. Lüftung.
Bei der Berechnung des Wärmeschutznachweises zur Einstufung in die KfW Klassen spielt die LA sehr wohl eine Rolle. Bei Berücksichtigung der LA sinkt der Primärenergiebedarf um ca. 10% und da kann schon mal KfW 55 erreicht werden ohne das was anderes gemacht wird. Und wenn da ganz spitz gerechnet wird, wird die LA ganz oder teilweise finanziert.
Mein Favorit bei Lüftungsanlagen ist ganz klar der LTM Thermolüfter. Nach DIN 1946/6 geplant bekommt man bei einer 120 m2 Wohnung mit 4 Geräten eine vollwertige Lüftungsanlage (nicht nur für Schimmelzimmer!) zu einem guten Preis. Mit einer Wärmerückgewinnung auf dem Niveau von Zentralanlagen ohne deren Problem mit Platzbedarf für das Zentralgerät und die Verlegung und Reinigung der Rohrleitung.
Einziges Manko der dezentralen Geräte sind die Aussenhauben.
Bei einer Ausrüstung mit Inventer (13,6 - 20 - 29 m3/h) brauchst du ca. die doppelte Anzahl von Geräten wie mit dem Thermolüfter (18 - 45 - 65 m3/h) bei den gleichen Luftwechselraten.
Von einer Abluftanlage rate ich dir komplett ab. Sie ist eine Energieschleuder und wird deshalb auch in der nächsten EnEV 2012 verboten.
Übrigens der höhere Stromverbrauch bei ZA mit WRG kommt von den Rohrleitungswiderständen die überwunden werden müssen. Die absolute Anzahl von Vent. sagt darüber noch nichts aus.
Schöne Grüße
dezentfan
Moin,
eigentlch sollte man auf die allgemeingefasste Frage erst einmal neutral beraten. Ob es eine zentrale oder dezentrale Anlage werden soll, hängt sicherlich von den örtlichen Gegebenheiten und den Vorstellungen eines informierten Bauherren/-in ab. Auch sollte man sich den Vergleich beider Systeme ansehen.
Bei der Beratung durch einen Energieberater sollte man m.M. nach erst einmal sehen, aus welchem "Stall" er kommt 😉
Gruß
Bruno Bosy