Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor? Neues TÜV Rheinland Prüfsiegel

Nachhaltigkeit © kebox - Fotolia.comEs besteht kein Zweifel daran, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit in der Gesellschaft – auch und gerade in Deutschland – zu den bestimmenden Entwicklungsfaktoren gehören. Dabei geht es medial meist darum, dass Nachhaltigkeit vor allem in Sachen Umweltschutz von höchster Relevanz ist. Natürlich ist dies zutreffend. Vergessen wird dabei aber oft ein Punkt: Nachhaltigkeit wird zunehmend auch wirtschaftlich zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor für die deutschen Unternehmen.

Drastischer Nachfrage-Anstieg im „Fair Trade“-Bereich

Die aktuellen Publikationen zur deutschen Wirtschaft sprechen eine klare Sprache: Allein im Jahr 2012 kletterte der Umsatz mit Produkten aus fairem Handel auf ein Gesamtvolumen von 650 Millionen Euro. Ein Zuwachs um etwa ein Drittel, der erkennen lässt, wie rasant die Bedeutung von „Fair Trade“ und Nachhaltigkeit allgemein zulegt. Das bekannte „Forum Fairer Handel“ teilte mit, dass der Umsatz in den vergangenen Jahren sogar um 100 Prozent gestiegen ist. Auch der Rheinland hat sich dem Thema wirtschaftlicher Nachhaltigkeit befasst und kommt dabei zu dem Ergebnis: Unternehmen, die sich um eine nachhaltige Geschäftspraxis bemühen, erschließen einerseits schneller als klassisch ausgerichtete Konkurrenten neue Geschäftsbereiche für sich, sind andererseits aber auch erfolgreicher im Wettbewerb.

Gesetzgeber selbst sieht noch keine eindeutigen Vorgaben vor

Das jedenfalls äußerte aktuell die TÜV Rheinland-Geschäftsführerin Gabriele Rauße. Sie beruft sich in der Stellungnahme auf Gespräche mit Kunden und die Erfahrungen aus dem Alltag mit Zertifizierungen. Seit einiger Zeit gibt es das Prüfsiegel „ Nachhaltige Unternehmensführung“, durch das Unternehmen Kunden gegenüber einen Nachweis darüber erbringen, dass sie auf Nachhaltigkeit setzen. Der noch junge Standard des TÜV stellt Unternehmen hinsichtlich der Faktoren Wirtschaftlichkeit und Ökologie sowie unter sozialen Aspekten auf den Prüfstand. Dieser Ansatz ist für Verbraucher, die nachhaltig agierende Firmen bevorzugen, deshalb so wichtig, weil es hierzulande noch keine klaren Definitionen von Seiten des Gesetzgebers bezüglich des nachhaltigen Wirtschaftens gibt. Zwar gibt es erste Grundgerüste, doch an gesetzlichen Regelungen und Normen mangelt es bisher.

Sieben Faktoren werden vom TÜV überprüft

Und das obwohl gerade eine unabhängige Prüfinstanz so wichtig wäre für Verbraucher wie für Unternehmen. Insgesamt sieht der Standard des TÜV Rheinland ein 7-Stufen-Modell für die Prüfung der Nachhaltigkeits-Anforderungen vor. Umweltschutz und Energie (als ein Gesamtgebiet), Qualitätssicherung und Arbeitssicherung gehören ebenso zu den Prüfbereichen wie Informationssicherheit, Gesundheitsschutz, Verantwortung und – last but not least – der erforderliche Nachweis, dass staatliche Auflagen eingehalten werden. Laut TÜV lassen sich so endlich „belastbare Qualitätsaussagen“ in puncto Nachhaltigkeits-Management bei deutschen Firmen treffen. Dies ist das Ergebnis der Einbindung verschiedener bereits etablierter und bewährter Standards.

Die Anforderungen für das Prüfsiegel „Nachhaltige Unternehmensführung“ sind nicht zu unterschätzen. So wird das Siegel schon dann nicht vergeben, wenn eine einzige Anforderung nicht erfüllt wird. Wird nachgebessert, kann eine erneute Prüfung erfolgen. Besonders beliebt ist der neue Standard bei mittelständischen Unternehmen, die die Orientierungshilfe des TÜV Rheinland zu schätzen wissen. Nicht zuletzt als Ansatz zur Zukunftssicherung des eigenen Betriebs.

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